Wortspiele 11 - Wortspiele 11 - Samstag, 12. März 2011 PDF Drucken
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Wortspiele 11
Wortspiele 11 - Freitag, 11. März 2011
Wortspiele 11 - Samstag, 12. März 2011
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Samstag, den 12. März 2011:

Inger-Marie Mahlke20.20 - Inger-Marie Mahlke - Silberfischchen

»Sie erzählt mit Finesse und Biss.« Peter WeberIn ihrem aufsehenerregenden Debüt erzählt die gefeierte Open-Mike-Preisträgerin Inger-Maria Mahlke eine faszinierende Geschichte über Misstrauen, Abhängigkeit und erotische Anziehung.Hermann Mildt war Polizeibeamter, bis man ihn frühpensionierte, weil er seine tote Frau im Garten fotografierte. Eher unfreiwillig nimmt er Jana Potulski bei sich auf, sie ist Polin ohne Papiere und sucht eine Übernachtungsmöglichkeit. Warum er sich auf sie einlässt, kann er nicht sagen. Er darf ihre Brüste berühren, abends im Bad. Nach drei Tagen läuft sie ihm weg. Erst sucht er sie, dann wartet er, und schließlich findet er sie auf der Straße wieder. Und Jana Potulski kehrt mit ihm in die Wohnung zurück. Doch dann geht alles drunter und drüber. – Meisterhaft im Ton und voll untergründiger Spannung schildert Mahlke die Geschichte einer ungewollten Annäherung, einer Entwahrlosung – ein Roman ganz auf der Höhe unserer Zeit.

Inger-Maria Mahlke, geboren 1977 in Hamburg, aufgewachsen in Lübeck, Studium der Rechtswissenschaften an der FU Berlin. Mitarbeit an Projekten des Lehrstuhls für Kriminologie. 2005 Teilnehmerin der Werkstatt für Nachwuchsautoren unter der Leitung von Herta Müller, 2008 Autorenwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung und 2009 Auswahl für die Autorenwerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin. Preisträgerin des 17. Open Mike 2009. Sie lebt in Berlin.

Dominik Schütte

20.40 - Dominik Schütte - Was würde der Boss tun?

 Tom liebt Anna. Aber soll er sie deswegen gleich heiraten? Wozu eine eigene Familie gründen, fragt er sich. Denn eines weiß Tom ganz genau, seit sein Vater starb, als er selbst gerade laufen lernte: Das Glück kann sehr zerbrechlich sein. Fest steht aber auch: In ein paar Tagen wird Tom älter sein, als sein Vater je geworden ist. Höchste Zeit für ihn, erwachsen zu werden. Und wie immer in verzweifelter Lage gibt es für Tom nur eine Frage: Was würde der Boss tun? Diesmal aber werden ihm die Songtexte nicht weiterhelfen, diesmal muss er den Boss persönlich fragen.
Eine entwaffnend romantische Geschichte über die Liebe, über Vorbilder, Rock ’n’ Roll und den Mut, sich auch den schmerzlichen Momenten seines Lebens zu stellen.

Dominik Schütte, Jahrgang 1976, studierte an der Deutschen Journalistenschule in München und hat u.a. für die »taz« und die »Süddeutsche Zeitung« gearbeitet. Zwischen 2007 und 2010 arbeitete er als Redakteur bei »NEON«, seit August 2010 ist er Mitglied der Chefredaktion von »GQ«.

Peggy Mädler

21.20 - Peggy Mädler – Legende vom Glück des Menschen

Ziemlich viel, scheint es, hat sich Peggy Mädler mit ihrem Debütroman vorgenommen – denn in ihrem von Geschichten prallen Buch geht es darum, wie Glück entsteht, wie Gesellschaft funktioniert und wie private Erinnerung und die große Geschichte zueinander stehen. Die bescheidene, gewitzte und elegante Art, mit der sie die Anmaßung der Fragestellungen erzählerisch unterläuft, macht ihren Erstling zu einem Kabinettstück der deutschen Literatur.
Knapp fünfzehn Jahre nach der Wende findet die junge Erzählerin im Nachlass der Großeltern ein Buch, das ihr Großvater zu einem Betriebsjubiläum geschenkt bekommen hat. Ein Fotoband von 1968, der Vom Glück des Menschen heißt, komponiert und betextet von Rita Maahs und Karl Eduard von Schnitzler. Die Anmaßung eines politisch verordneten Glücks empört die Enkelin. Wie kann ein Staat auf die Idee kommen, seinen Bürgern vorzuschreiben, wie sie glücklich werden? Anhand weiterer Fundstücke aus dem Nachlass beginnt sie zu rekonstruieren, wie sich ihre Großeltern kurz vor dem Zweiten Weltkrieg kennenlernten, heirateten und sich nach dessen Ende fast wie Fremde wieder gegenüberstanden, wie ihr Vater und ihre Mutter sich in der DDR kennenlernten und durchschlugen und wie sie, die Erzählerin selbst, und ihr älterer Bruder die Wende und die Zeit danach erlebten.
Dabei überschreibt Peggy Mädler je ein Kapitel aus dem Propagandaband mit »Legenden« aus der Familiengeschichte ihrer Erzählerin. So entstehen die »Legende vom Glück der Arbeit«, die »Legende vom Glück des Miteinanders« usw. , und plötzlich wird klar: Ob und wie Menschen das Glück finden, hat oft weniger mit den großen Rahmenbedingungen zu tun, als mit privaten Begegnungen, kleinen Gesten und unspektakulären Zufällen. Und: Die besten Geschichten schreibt nicht die Geschichte, sondern das Leben selbst. Peggy Mädler ist dabei ein enorm warmherziger, reicher und sprachlich immens variabler Romanerstling gelungen. Ein Buch, das irgendwie glücklich macht.

Peggy Mädler wurde 1976 in Dresden geboren. Sie lebt in Berlin und arbeitet als freie Dramaturgin (u.a. am Theater Rudolstadt, Maxim-Gorki-Theater Berlin, ab März 2011 in Heilbronn). Sie ist Mitbegründerin des Künstlerkollektivs »Labor für kontrafaktisches Denken«. Bisher erhielt sie ein Promotionsstipendium der Heinrich-Böll-Stiftung, ein Autorenstipendium des Künstlerdorfs Schöppingen und das Alfred-Döblin-Stipendium der Berliner Akademie der Künste. Legende vom Glück des Menschen ist ihr erster Roman.

feldenkirchen_markus21.40 - Markus Feldenkirchen - Was zusammengehört

Der Brief legt in Sekunden frei, was Benjamin jahrelang zu verdrängen versucht hat. Beim bloßen Anblick des Absenders kehrt er ins Jahr 1989 zurück, als die Mauer fiel und er bei einem Schüleraustausch in Irland sein Herz an die geheimnisvolle Victoria verlor. Genau so, mit derselben Adresse und ohne Namen, waren damals ihre heiß ersehnten Liebesbriefe eingetroffen. Inzwischen lebt Benjamin ein anderes Leben. Der Banker verdient hervorragend, hat eine Freundin, eine Geliebte und eine teure  Wohnung, für deren Einrichtung er aber keine Zeit findet. Nun plötzlich, mit  dem Brief in der Hand, kommt ihm nicht nur sein Zuhause leer vor. Benjami steckt den Brief ungeöffnet in die Tasche und bricht zu einer Geschäftsreise nach Irland auf – lange kann er sich seiner Kraft jedoch nicht entziehen. Gekonnt und feinsinnig erzählt Markus Feldenkirchen eine mitreißende Liebesgeschichte und davon, wie Mauern einbrechen.

Markus Feldenkirchen wurde am 1. September 1975 in Bergisch Gladbach geboren, tief im Westen, mitten im Bergischen Land. Er verbrachte eine Jugend zwischen Fußballplatz, Schule und Theater. Zunächst träumte er davon, Schauspieler zu werden, entschied sich dann aber doch für den Journalismus. Als ersten journalistischen Auftrag sollte er im „Großen Kölner Seen- und Freibäder-Test" das beste Badegewässer der Region ausfindig machen. Leider wurde sein Testsieger, ein Baggerloch, kurz darauf vom Gesundheitsamt gesperrt - weil die Wasserqualität zu schlecht war. Der weitere Weg in den Journalismus verlief dann glücklicher.

Feldenkirchen studierte Politikwissenschaften, Geschichte und Literaturwissenschaften an der Universität Bonn und der New York University und arbeitete nebenher als Radioreporter für den WDR-Jugendsender EinsLive. Nach dem Studium besuchte er die Deutsche Journalistenschule in München. Seit zehn Jahren arbeitet er als Redakteur und Reporter in Berlin, zunächst beim Tagesspiegel, seit 2004 im Hauptstadtbüro des Spiegel. Er gewann den „Axel-Springer-Preis" für Nachwuchsjournalisten, den Journalistenpreis der Körber-Stiftung sowie den deutsch-amerikanischen  „Arthur-F.-Burns-Journalistenpreis". Etliche Jahre stand er zudem als ein Teil des Kabarett-Duos „Presssack" auf der Bühne. Während zahlreicher Reisen nach Irland lernte er das Land kennen und lieben. Seine zweite große Liebe gilt dem Fußballverein Borussia Mönchengladbach - was sich über die Jahrzehnte jedoch als äußerst leidvolle Beziehung erwies.

Anna-Elisabeth Mayer22.00 - Anna-Maria Mayer - Fliegengewicht

»Drei Augenpaare starrten mich an, als ich das Zimmer betrat. Und? Die Therapie wird nicht geändert, sagte ich. Und sonst? Sonst? Ja, sonst, die Frauen ungeduldig. Sonst nichts, antwortete ich wie letztes Mal. Nichts? Ich nickte und legte mich ins Bett.«
Ein Roman außerhalb der Welt: eine junge Frau kommt ins Krankenhaus zu drei älteren Damen ins Zimmer. Man weiß nur: Alle haben’s am Herz, der Tod ist nah – und alle reden dagegen an. Der Arzt der Station ist Dr. Winter. Er zieht die Damen samt Stationsschwester in seinen Bann. Eine Wette schickt die junge Frau ins Rennen um seine Gunst. Mitfiebern als Lebenselixier?  Voller Rhythmus und Tragikomik überbieten sich die Stimmen, halb Schwanengesang, halb Operettenträllern, seziert von feinen Spitzen der Erzählerin.  Ein Kammerstück mit doppeltem Boden, bei dem die Figuren mit ihren Liebes- und Leidensgeschichten dem Leser ans Herz wachsen.

Anna-Elisabeth Mayer, geboren 1977 in Salzburg, lebt in Wien. Sie absolvierte dort ein Studium der Philosophie und Kunstgeschichte, anschließend gab sie Alphabetisierungsunterricht für Migranten. Zweitstudium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Diverse Literaturstipendien. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Fliegengewicht ist ihr erstes Buch.



 

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