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Wortspiele 11
Wortspiele 11 - Freitag, 11. März 2011
Wortspiele 11 - Samstag, 12. März 2011
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WortspieleVom Donnerstag, 10. -  Samstag, 12. März 2011 findet das Internationale Festival Junger Literatur Wortspiele 11 im Muffatwerk München statt.

Insgesamt über 30 junge Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland haben in diesem Jahr ihre neuen Bücher vorstellen.

Daniela Dröscher gewann den Bayern 2-Wortspiele-Preis für Junge Literatur dotiert mit 2000 Euro und einem Stipendium der Villa Aurora in Los Angeles.

 

Susanne HeinrichDonnerstag, 10. März:

20.10 - Susanne Heinrich - Amerikanische Gefühle

Susanne Heinrich erzählt von Frauen und Männern, die eines gemeinsam haben: Sie leiden an der Liebe. Sie geben sich hin, sie straucheln, sie verletzen sich. Susanne Heinrichs Figuren sind erwachsen geworden – und mit ihnen ihre Probleme. Eine Frau verreist, um ihrer verlorenen Liebe zu entkommen.Auf Korsika lernt sie einen Mann kennen und muss auf ihrem Weg um die Insel ein zweites Mal Abschied nehmen.Für eine andere Frau ist das Leben eine einzige verzweifelte Jagd nach der Droge Liebe. Sie gerät an alle möglichen Männer, dabei liebt sie eigentlich nur den einen. In San Francisco entdeckt eine dritte ihre Jugend wieder – an einem Wochenende feiert sie mit einigen Zufallsbekanntschaften ihre längst verloren geglaubte Freiheit. Wie lassen sich Liebe und Sex vereinbaren?Kann man beides haben: Freiheit und Geborgenheit? Und wo liegen die Grenzen einer offenen Beziehung? Mit Härte und Zärtlichkeit folgt Susanne Heinrich ihren Figuren in enge Wohnungen, weite Wüsten, in Krankenhäuser und Hotels am Meer – überall dorthin, wo eine Welt auf der Kippe steht.

Susanne Heinrich wurde 1985 in Leipzig geboren. Bei DuMont erschienen 2005 ihr Erzählband ›In den Farben der Nacht‹, außerdem die Romane ›Die Andere‹ (2007) und ›So, jetzt sind wir alle mal glücklich‹ (2009). Susanne Heinrich lebt in Berlin und ist Sängerin der Band ›watching me fall‹.

Daniella Dröscher20.30 - Daniela Dröscher - Gloria

In einer Welt, in der (nahezu) jeder Ort erreichbar geworden ist, fragt Daniela Dröscher, was mit uns geschieht, wenn wir uns nach dem Neuen und dem Anderen aufmachen. Die Verwandlungen, die ihre Figuren erfahren, die Ängste und Unsicherheiten, die sie heimsuchen — sie zeigen, was von unserer Weltoffenheit wirklich zu halten ist.

Daniela Dröscher, geboren 1977 in München, studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie in Trier und London und promovierte an der Universität in Potsdam zur Poetologie Yoko Tawadas. Sie schreibt Prosa, Theaterstücke, Essays, erhielt 2005 den Essaypreis der Jungen Akademie Berlin sowie den Schiller-Essay-Preis der Stadt Weimar. 2008 nahm sie als Stipendiatin an der Autorenwerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin teil.

Xaver Bayer20.50 - Xaver Bayer - Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen

Schauen und Denken, das ist der Anfang aller Literatur. Warum also nicht noch einmal zurückkehren zu diesem Anfang? In aller Ursprünglichkeit noch einmal schauen, denken, sich erinnern? Am Flughafen von Brüssel beginnt Xaver Bayers Reise in den Kontinent namens Ich. Von anderen Weltgegenden ist bald die Rede, von einer seltsamen Nähe des Fremden und einer ungemütlichen Fremdheit des Nahen. »Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen« handelt von Physik und Metaphysik. Aus einem Fleck am Tresen des Flughafenrestaurants wachsen Assozia-
tionen, aus chinesischen Feuerwerken oder dem Klang einer mechanischen Nachtigall des 19. Jahrhunderts. Weit verästelt ist der Strom des Bewusstseins, den Xaver Bayer scheinbar absichtslos in den Lauf seiner genauen Sprache bringt. Einen Punkt gibt es erst am Ende dieser magischen Prosa. Es zeigt sich, was der mit dem Hermann-Lenz-Preis ausgezeichnete österreichische Schriftsteller kann: Die Welt in einem Satz durchqueren.

Xaver Bayer, geboren 1977 in Wien, wo er auch lebt. Studium der Philosophie und Germanistik. 2002 und 2008 Hermann-Lenz- Stipendium, 2004 Reinhard-Priessnitz-Preis und 2005 Förderungspreis für Literatur.

Michael Stavaric21.30 - Michael Stavaric - Brenntage

"Das Ausbleiben der Zukunft ist nichts für schwache Nerven." So viel steht für den namenlosen Ich-Erzähler fest, der nach dem Tod der Mutter bei seinem Onkel in einer von Bergen und Schluchten umgebenen Siedlung lebt. Und die Zukunft macht sich rar, denn wegen der Abgeschiedenheit der Siedlung kapseln sich deren Einwohner zusehends ab. So entsteht ein Mikrokosmos mit ganz eigenen Sitten und Gebräuchen, wie etwa den „Brenntagen“ bzw. diversen „Waldriten“.
Die Grenzen zwischen Surrealität und Realität verschwimmen – Menschen verschwinden, durch die Wälder ziehen Soldaten, Hunderudel und mitunter sogar Geister, die auf längst geführte Kriege verweisen, überall Echos, deren eigentlicher Sinn verborgen bleibt. Da ist es nur gut, dass es den Onkel gibt, eine schier unerschöpfliche Quelle eigensinniger und abgründiger Weisheit. Und als die Siedlung durch ein großes Feuer in Schutt und Asche gelegt wird, übernimmt dieser das Kommando und veranlasst einen Umzug der Bewohner in eine der nahe gelegenen Minen ...

Michael Stavaric, 1972 in Brno geboren, lebt als freier Schriftsteller, Übersetzer, Kolumnist und Kritiker in Wien.
Er veröffentlichte u. a. die Romane "stillborn" (2006), "Terminifera" (2007), "Magma" (2008)und "Böse Spiele" (2009), die Kinderbücher "Gaggalagu" (2006) und "Biebu" (2008) und den Essay "Europa – Eine Litanei" (2005).
Er erhielt zahlreiche Literaturpreise und Stipendien für seine Werke, den Förderungspreis der Stadt Wien, den Adelbert von Chamisso-Förderpreis und das Projektstipendium des österreichischen Bundesministeriums für Kultur. Zuletzt wurde er für Auszüge aus den „Brenntagen“ mit dem Literaturpreis Wartholz und dem Hohenemser Literaturpreis ausgezeichnet.

Max Scharnigg21.50 - Max Scharnigg -Die Besteigung der Eiger-Nordwand unter einer Treppe

Was ist zu tun, wenn vor der eigenen Wohnungstür ein fremdes Paar Herrenschuhe steht? Wenn man von drinnen seine Freundin und eine unbekannte Männerstimme hört? Der Journalist Nikol Nanz macht das, was er am besten kann: Er übt sich im Rückzug und richtet sich erst mal häuslich unter der Treppe ein.

In seinem Versteck unter der Treppe hofft Nikol ungestört an einem Text über die Erstbesteigung der Eiger-Nordwand schreiben zu können. Aber die Arbeit gerät bald ins Stocken. Das liegt nicht nur an den ungelösten Rätseln um seine Freundin, mit der ihn bis dahin eine herrlich abgeschiedene Liebe verband. Es liegt auch am alten Schmuskatz, dem ehemaligen Gletscherfotografen und Bergkristallverkäufer, der ihn in seinem Versteck aufstöbert und zum Essen einlädt. Gemeinsam versuchen sie, die Trampelpfade einer Liebe nachzugehen und Nikol zurück in den zweiten Stock zu bringen ... Max Scharnigg lockt den Leser in eine verzauberte Wunderkammer und führt ihn auf verschlungenen Wegen die Eiger-Nordwand und schließlich auch das Treppenhaus hinauf.

Max Scharnigg, Jahrgang 1980, arbeitet als Journalist und Autor. Er gehört zur Redaktion von jetzt.de, dem Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung, und schreibt unter anderem für AD, Cosmopolitan und das SZ-Magazin. Seine »Hauptsatz«Kolumne, die in der Süddeutschen Zeitung erscheint, liegt unter dem Titel Das habe ich jetzt akustisch nicht verstanden seit kurzem in Buchform vor. Die Besteigung der Eiger-Nordwand ist sein Romandebüt, für das er das Literaturstipendium der Landeshauptstadt München erhielt und für den Ingeborg-Bachmann-Preis nominiert war. Max Scharnigg lebt in München.

Thomas Glatz22.10 - Thomas Glatz - Parken nur Café Frühtau

50 Kurzkapitel mit 50 Zeichnungen und einer Titelillustration des Autors.

"Eine kleine Geschichte aus Wortspielerein, herzensnahen Lyriksplittern, humorvollen Beobachtungen, die im Vorübergehen Geschichte, Politik und existentielle Fragen verhandelt und dabei verschlungen, ironisch und zutiefst selbstreflexiv ist. Ein wildes Spiel mit Gattungen und Querverweisen. Wie der blaue Müllsack im Weekendweg wird man zusammen mit Herrn N. durch ein Wochenende gewirbelt; leicht getragen, doch niemals in seichte Gefilde." Adelheid Diewald (Berlin)

Thomas Glatz ist 1970 geboren. Er studierte Sozialarbeit in Landshut und Bamberg und Bildende Kunst an den Akademien in München und Helsinki. Er leitet das "Archiv für Gebrauchs- und Benutztexte", beteligt sich an Ausstellungen und macht gelegentlich Hörspiele. Er lebt und arbeitet in München.


Rabea EdelMittwoch, 11. März:

20.10 - Rabea Edel - Ein dunkler Moment

Es ist der 5. April 1998: In einer amerikanischen Kleinstadt tötet ein Jugendlicher seine Eltern mit einem Baseballschläger und ruft danach die Polizei. Seine Schwester Amanda verbringt die Nacht in den Feldern vor der Stadt. Erst als alles vorbei ist, kommt sie nach Hause zurück. Es ist der 5. April 2009: In einem Vorort von Rom wird eine junge Frau ermordet. Die Mörderin tauscht mit ihrem Opfer, dem sie zum Verwechseln ähnlich sieht, die Kleider und begibt sich auf eine mehrere Tage dauernde Odyssee durch die Stadt. Durch Zufall kreuzt sich ihr Weg mit dem des Pathologen Andrea Landolfi, der mit der Obduktion der ermordeten Römerin beauftragt worden ist. Während sich die junge Frau einige Tage später der Polizei stellt, so wie Jahre zuvor schon ihr Bruder, findet Landolfi Hinweise auf die Kindheit der Mörderin und auf die Ereignisse in der Nacht des 5. April 1998 … Doch wer ist Amanda wirklich, und wer die Tote? Rabea Edel erzählt in ihrem neuen Roman von der Unwägbarkeit des Zufalls und von der verstörenden Faszination des Bösen. Elegant verknüpft sie die Geschichten verschiedener Menschen miteinander, die alle ein einziger verhängnisvoller Augenblick eint.

Rabea Edel, geb. 1982, studierte Italianistik/Literaturwissenschaften in Berlin und Siena. Sie lebt als freie Autorin in Berlin. Für ihr Schreiben erhielt sie verschiedene Preise und Stipendien, u.a. war sie Preisträgerin des 12. Open Mike (2004) und Stipendiatin der Jürgen-Ponto-Stiftung (2005). Ihr Romandebüt „Das Wasser, in dem wir schlafen“ wurde von der Kritik begeistert aufgenommen und vielfach ausgezeichnet u.a. nach Vorschlag von Hertha Müller mit dem Kunstpreis Literatur Berlin-Brandenburg (2006), sowie dem Nicolas-Born-Förderpreis (2007). 2009 war Rabea Edel Stipendiatin der Bundesregierung/Deutschen Akademie Rom in der Casa Baldi.

Astrid Rosenfeld

20.30 - Astrid Rosenfeld - Adams Erbe

Edward Cohen ist Inhaber einer angesagten Modeboutique in Berlin. Als sein Leben in tausend Stücke zerbricht, fällt ihm das Vermächtnis seines Großonkels Adam in die Hände: ein Stapel Papier, an Anna Kuzlowski adressiert. Edward erfährt, dass Adam mit 18 Jahren in Berlin in Anna verliebt war. Als Adams Familie die Emigration nach England vorbereitet, verschwindet Anna in der Nacht des 19. November 1938 spurlos. 60 Jahre später erfährt Edward, wie weit Adam auf seiner Suche nach Anna gegangen ist.
Astrid Rosenfelds Debütroman Adams Erbe, Diogenes Verlag 2011, erzählt mit unerschrockenem Humor von der Macht der Familienbande und der Kraft der Wahlverwandtschaften.

Astrid Rosenfeld wurde 1977 in Köln geboren und lebt in Berlin. Sie hat als Casting Director bei mehreren Kinofilmen, u.a. Knallhart (2006, Regie: Detlev Buck), mitgearbeitet.

Katharina Eyssen20.50 - Katharina Eyssen - Alles Verbrecher

Maries Großvater hat immer behauptet, er habe Catherine Deneuve geküsst. Jetzt ist er tot, und Marie wird nie mehr erfahren, ob er sie tatsächlich geküsst hat. Er sei ein Verbrecher gewesen, sagen alle, die ihn kannten, aber warum, das weiß sie nicht. Sie weiß nur, dass er zuletzt irgendwo in Caracas gelebt hat und dass niemand außer ihr seine Asche am Flughafen abholen will. Weil sie ihm versprochen hat, einmal nach New York zu fahren, um dort ein Pastrami-Sandwich in einer ganz bestimmten Bar zu essen, macht sie sich auf die Reise. Aber nicht nur wegen des Sandwiches, sondern auch, weil sie glaubt, in New York endlich die Wahrheit zu erfahren – über ihn, über sich, über ihre Familie. Und weil sie hofft, dass sich dadurch alles ändern wird. Auf ihrer Reise trifft sie auf alte Bekannte, von denen sie vieles erfährt, und auf einen geheimnisvollen Mann, mit dem sie einige Nächte auf einem roten Sofa verbringt. Marie findet mehr heraus, als sie gedacht hätte, aber vor allem, dass es weniger wichtig ist, die Wahrheit zu kennen, sondern mehr, sich mit der eigenen Vergangenheit zu versöhnen …

Katharina Eyssen, 1983 in München geboren, hat an der Hochschule für Fernsehen und Film in München Dramaturgie und Spielfilmregie studiert. 2006/07 war sie Teilnehmerin des Manuskriptum-Kurses an der LMU München und 2008/09 des Textwerk-Seminars am Münchner Literaturhaus. Die Autorin lebt derzeit in Berlin, wo sie neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit auch Drehbücher schreibt. »Alles Verbrecher« ist ihr erster Roman.

Clemens J. Setz

21.30 - Clemens J. Setz: Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes

Eines Tages ist es da. Steht am Ende einer Sackgasse mitten in der Stadt. Es ist ein großes Kind. Den Blick hält es demütig zu Boden gesenkt, seine Haut ist rissig. Tagsüber versammeln sich die Bewohner der Stadt um dieses Kind, veranstalten Kundgebungen und Konzerte. Nachts schlagen sie auf es ein, mit Fäusten, Stöcken und Ketten – auf die Skulptur aus weichem, niemals trocknendem Lehm, auf das Mahlstädter Kind. Der Künstler hat es ihnen zur Vollendung überlassen, hat ihnen die Aufgabe übertragen, es »in die allgemein als vollkommen empfundene Form eines Kindes zu bringen«.
Zuerst treibt die Kunstbegeisterung die Bewohner der Stadt, dann kommen sie als Pilger ihrer Wut, verlieren prügelnd die Kontrolle über sich und beinahe auch ihren Verstand.

Nach den beiden von der Kritik bejubelten und mit Preisen ausgezeichneten Romanen Söhne und Planeten und Die Frequenzen legt der österreichische Autor Clemens J. Setz nun einen Band mit Erzählungen vor. Es sind Geschichten gespickt mit grotesken Ideen und subtilem Horror, voller gewalttätiger Momente und zärtlicher Gesten. Wie in den Romanen präsentiert sich Setz auch in der kurzen Form als scharfer Beobachter der menschlichen Natur und einfühlsamer, geradezu liebevoller Porträtist ihrer Eigenarten.

Clemens J. Setz wurde 1982 in Graz geboren. Studium der Mathematik und Germanistik in Graz; Obertonsänger und Gelegenheitszauberer. Er lebt als freier Schriftsteller in Graz.

Sascha Lobo

21.50 - Sascha Lobo - Strohfeuer

"Der Croupier warf die Kugel in den Kessel, schaute mich aufmunternd an und sagte: ‹Rien ne va plus.› Es fiel die 23. In diesem Moment war ich vollends überzeugt, dass sich gerade mein Schicksal entschied – mit dem Agenturverkauf, mit dem vielen Geld, das wir bekommen würden, mit Lena, irgendwie auch mit Sandra, mit meinem Leben. Das Schicksal war auf meiner Seite."

Tausche Seele gegen Erfolg. Sascha Lobos packender Debütroman über die Lebensgier in den Zeiten der New Economy

Sascha Lobo, geboren 1975, war Kreativdirektor einer Werbeagentur. Heute arbeitet er freiberuflich als Kommunikationsstratege. Er ist freier Mitarbeiter der Zentralen Intelligenz Agentur und verantwortlicher Redakteur des mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Weblogs «Riesenmaschine». 2006 erschien sein vielbeachtetes Buch «Wir nennen es Arbeit» (mit Holm Friebe), 2008 «Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin» (mit Kathrin Passig).

Julya Rabinowich

22.10 - Julya Rabinowich - Herznovelle

In Julya Rabinowichs zweitem Roman Herznovelle, Deuticke Verlag 2011, wird eine Frau von ihrem Mann für eine Herzoperation ins Krankenhaus gebracht. Schon bald kann sie wieder gesund nach Hause zurückkehren. Sie findet aber nicht mehr in ihr Leben vor der Operation zurück, sondern lebt mehr in ihren Träumen als in ihrem realen Leben. Sie täuscht einen Notfall vor und kommt wieder ins Krankenhaus. Dort begibt sie sich wie besessen auf die Suche nach dem Arzt, der ihr Leben gerettet hat - der ihr Herz berührt hat. Ein furioser Text über die Sehnsucht nach einem Leben vor dem Tod.

Julya Rabinowich, geboren in St. Petersburg, kam 1977 mit ihrer Familie nach Wien. Studium an der Dolmetschuniversität Wien und an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Lebt als Autorin, Malerin und Simultandolmetscherin (Integrationshaus und Diakonie Flüchtlingsdienst) in Wien. Für ihren Debütroman Spaltkopf (2008) erhielt sie den Rauriser Literaturpreis.


Samstag, den 12. März 2011:

Inger-Marie Mahlke20.20 - Inger-Marie Mahlke - Silberfischchen

»Sie erzählt mit Finesse und Biss.« Peter WeberIn ihrem aufsehenerregenden Debüt erzählt die gefeierte Open-Mike-Preisträgerin Inger-Maria Mahlke eine faszinierende Geschichte über Misstrauen, Abhängigkeit und erotische Anziehung.Hermann Mildt war Polizeibeamter, bis man ihn frühpensionierte, weil er seine tote Frau im Garten fotografierte. Eher unfreiwillig nimmt er Jana Potulski bei sich auf, sie ist Polin ohne Papiere und sucht eine Übernachtungsmöglichkeit. Warum er sich auf sie einlässt, kann er nicht sagen. Er darf ihre Brüste berühren, abends im Bad. Nach drei Tagen läuft sie ihm weg. Erst sucht er sie, dann wartet er, und schließlich findet er sie auf der Straße wieder. Und Jana Potulski kehrt mit ihm in die Wohnung zurück. Doch dann geht alles drunter und drüber. – Meisterhaft im Ton und voll untergründiger Spannung schildert Mahlke die Geschichte einer ungewollten Annäherung, einer Entwahrlosung – ein Roman ganz auf der Höhe unserer Zeit.

Inger-Maria Mahlke, geboren 1977 in Hamburg, aufgewachsen in Lübeck, Studium der Rechtswissenschaften an der FU Berlin. Mitarbeit an Projekten des Lehrstuhls für Kriminologie. 2005 Teilnehmerin der Werkstatt für Nachwuchsautoren unter der Leitung von Herta Müller, 2008 Autorenwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung und 2009 Auswahl für die Autorenwerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin. Preisträgerin des 17. Open Mike 2009. Sie lebt in Berlin.

Dominik Schütte

20.40 - Dominik Schütte - Was würde der Boss tun?

 Tom liebt Anna. Aber soll er sie deswegen gleich heiraten? Wozu eine eigene Familie gründen, fragt er sich. Denn eines weiß Tom ganz genau, seit sein Vater starb, als er selbst gerade laufen lernte: Das Glück kann sehr zerbrechlich sein. Fest steht aber auch: In ein paar Tagen wird Tom älter sein, als sein Vater je geworden ist. Höchste Zeit für ihn, erwachsen zu werden. Und wie immer in verzweifelter Lage gibt es für Tom nur eine Frage: Was würde der Boss tun? Diesmal aber werden ihm die Songtexte nicht weiterhelfen, diesmal muss er den Boss persönlich fragen.
Eine entwaffnend romantische Geschichte über die Liebe, über Vorbilder, Rock ’n’ Roll und den Mut, sich auch den schmerzlichen Momenten seines Lebens zu stellen.

Dominik Schütte, Jahrgang 1976, studierte an der Deutschen Journalistenschule in München und hat u.a. für die »taz« und die »Süddeutsche Zeitung« gearbeitet. Zwischen 2007 und 2010 arbeitete er als Redakteur bei »NEON«, seit August 2010 ist er Mitglied der Chefredaktion von »GQ«.

Peggy Mädler

21.20 - Peggy Mädler – Legende vom Glück des Menschen

Ziemlich viel, scheint es, hat sich Peggy Mädler mit ihrem Debütroman vorgenommen – denn in ihrem von Geschichten prallen Buch geht es darum, wie Glück entsteht, wie Gesellschaft funktioniert und wie private Erinnerung und die große Geschichte zueinander stehen. Die bescheidene, gewitzte und elegante Art, mit der sie die Anmaßung der Fragestellungen erzählerisch unterläuft, macht ihren Erstling zu einem Kabinettstück der deutschen Literatur.
Knapp fünfzehn Jahre nach der Wende findet die junge Erzählerin im Nachlass der Großeltern ein Buch, das ihr Großvater zu einem Betriebsjubiläum geschenkt bekommen hat. Ein Fotoband von 1968, der Vom Glück des Menschen heißt, komponiert und betextet von Rita Maahs und Karl Eduard von Schnitzler. Die Anmaßung eines politisch verordneten Glücks empört die Enkelin. Wie kann ein Staat auf die Idee kommen, seinen Bürgern vorzuschreiben, wie sie glücklich werden? Anhand weiterer Fundstücke aus dem Nachlass beginnt sie zu rekonstruieren, wie sich ihre Großeltern kurz vor dem Zweiten Weltkrieg kennenlernten, heirateten und sich nach dessen Ende fast wie Fremde wieder gegenüberstanden, wie ihr Vater und ihre Mutter sich in der DDR kennenlernten und durchschlugen und wie sie, die Erzählerin selbst, und ihr älterer Bruder die Wende und die Zeit danach erlebten.
Dabei überschreibt Peggy Mädler je ein Kapitel aus dem Propagandaband mit »Legenden« aus der Familiengeschichte ihrer Erzählerin. So entstehen die »Legende vom Glück der Arbeit«, die »Legende vom Glück des Miteinanders« usw. , und plötzlich wird klar: Ob und wie Menschen das Glück finden, hat oft weniger mit den großen Rahmenbedingungen zu tun, als mit privaten Begegnungen, kleinen Gesten und unspektakulären Zufällen. Und: Die besten Geschichten schreibt nicht die Geschichte, sondern das Leben selbst. Peggy Mädler ist dabei ein enorm warmherziger, reicher und sprachlich immens variabler Romanerstling gelungen. Ein Buch, das irgendwie glücklich macht.

Peggy Mädler wurde 1976 in Dresden geboren. Sie lebt in Berlin und arbeitet als freie Dramaturgin (u.a. am Theater Rudolstadt, Maxim-Gorki-Theater Berlin, ab März 2011 in Heilbronn). Sie ist Mitbegründerin des Künstlerkollektivs »Labor für kontrafaktisches Denken«. Bisher erhielt sie ein Promotionsstipendium der Heinrich-Böll-Stiftung, ein Autorenstipendium des Künstlerdorfs Schöppingen und das Alfred-Döblin-Stipendium der Berliner Akademie der Künste. Legende vom Glück des Menschen ist ihr erster Roman.

feldenkirchen_markus21.40 - Markus Feldenkirchen - Was zusammengehört

Der Brief legt in Sekunden frei, was Benjamin jahrelang zu verdrängen versucht hat. Beim bloßen Anblick des Absenders kehrt er ins Jahr 1989 zurück, als die Mauer fiel und er bei einem Schüleraustausch in Irland sein Herz an die geheimnisvolle Victoria verlor. Genau so, mit derselben Adresse und ohne Namen, waren damals ihre heiß ersehnten Liebesbriefe eingetroffen. Inzwischen lebt Benjamin ein anderes Leben. Der Banker verdient hervorragend, hat eine Freundin, eine Geliebte und eine teure  Wohnung, für deren Einrichtung er aber keine Zeit findet. Nun plötzlich, mit  dem Brief in der Hand, kommt ihm nicht nur sein Zuhause leer vor. Benjami steckt den Brief ungeöffnet in die Tasche und bricht zu einer Geschäftsreise nach Irland auf – lange kann er sich seiner Kraft jedoch nicht entziehen. Gekonnt und feinsinnig erzählt Markus Feldenkirchen eine mitreißende Liebesgeschichte und davon, wie Mauern einbrechen.

Markus Feldenkirchen wurde am 1. September 1975 in Bergisch Gladbach geboren, tief im Westen, mitten im Bergischen Land. Er verbrachte eine Jugend zwischen Fußballplatz, Schule und Theater. Zunächst träumte er davon, Schauspieler zu werden, entschied sich dann aber doch für den Journalismus. Als ersten journalistischen Auftrag sollte er im „Großen Kölner Seen- und Freibäder-Test" das beste Badegewässer der Region ausfindig machen. Leider wurde sein Testsieger, ein Baggerloch, kurz darauf vom Gesundheitsamt gesperrt - weil die Wasserqualität zu schlecht war. Der weitere Weg in den Journalismus verlief dann glücklicher.

Feldenkirchen studierte Politikwissenschaften, Geschichte und Literaturwissenschaften an der Universität Bonn und der New York University und arbeitete nebenher als Radioreporter für den WDR-Jugendsender EinsLive. Nach dem Studium besuchte er die Deutsche Journalistenschule in München. Seit zehn Jahren arbeitet er als Redakteur und Reporter in Berlin, zunächst beim Tagesspiegel, seit 2004 im Hauptstadtbüro des Spiegel. Er gewann den „Axel-Springer-Preis" für Nachwuchsjournalisten, den Journalistenpreis der Körber-Stiftung sowie den deutsch-amerikanischen  „Arthur-F.-Burns-Journalistenpreis". Etliche Jahre stand er zudem als ein Teil des Kabarett-Duos „Presssack" auf der Bühne. Während zahlreicher Reisen nach Irland lernte er das Land kennen und lieben. Seine zweite große Liebe gilt dem Fußballverein Borussia Mönchengladbach - was sich über die Jahrzehnte jedoch als äußerst leidvolle Beziehung erwies.

Anna-Elisabeth Mayer22.00 - Anna-Maria Mayer - Fliegengewicht

»Drei Augenpaare starrten mich an, als ich das Zimmer betrat. Und? Die Therapie wird nicht geändert, sagte ich. Und sonst? Sonst? Ja, sonst, die Frauen ungeduldig. Sonst nichts, antwortete ich wie letztes Mal. Nichts? Ich nickte und legte mich ins Bett.«
Ein Roman außerhalb der Welt: eine junge Frau kommt ins Krankenhaus zu drei älteren Damen ins Zimmer. Man weiß nur: Alle haben’s am Herz, der Tod ist nah – und alle reden dagegen an. Der Arzt der Station ist Dr. Winter. Er zieht die Damen samt Stationsschwester in seinen Bann. Eine Wette schickt die junge Frau ins Rennen um seine Gunst. Mitfiebern als Lebenselixier?  Voller Rhythmus und Tragikomik überbieten sich die Stimmen, halb Schwanengesang, halb Operettenträllern, seziert von feinen Spitzen der Erzählerin.  Ein Kammerstück mit doppeltem Boden, bei dem die Figuren mit ihren Liebes- und Leidensgeschichten dem Leser ans Herz wachsen.

Anna-Elisabeth Mayer, geboren 1977 in Salzburg, lebt in Wien. Sie absolvierte dort ein Studium der Philosophie und Kunstgeschichte, anschließend gab sie Alphabetisierungsunterricht für Migranten. Zweitstudium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Diverse Literaturstipendien. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Fliegengewicht ist ihr erstes Buch.

 

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