10. Mai - Sayed Kashua: Zweite Person Singular PDF Drucken
Sayed KashuaDienstag, 10. Mai 2011 - 20.00 - Literaturhaus München, Bibliothek

Er ist Amir, Sozialarbeiter in Westjerusalem und pflegt den gelähmten 19-jährigen Jonathan. Er will „so sein wie sie“, das ist sein sehnlichster Wunsch. Sie, das sind die jüdischen Israelis, die sich mit Selbstverständlichkeit in einem Land bewegen, das ihm, dem arabischen Israeli, die Zugehörigkeit so schwer macht. Er will Künstler sein, frei sein, ohne argwöhnischen Blicken ausgesetzt zu sein. So beschließt er, ein anderer zu werden.

Du bist Rechtsanwalt und lebst mit Frau und Kindern in Jerusalem. Du bist erfolgreich, angesehen und willst auch „so sein wie sie“. Du bist getrieben von dem Verlangen, der eigenen arabischen Vergangenheit mit schnellen Autos, teurer Kleidung, Wein, Sushi zu entkommen. Doch dein Leben bricht auseinander, als du auf das Zeugnis einer vermeintlichen Affäre deiner Frau triffst. Du bist rasend eifersüchtig und deine Fassade, die Maske deiner Identität, löst sich auf. Du verlierst die Kontrolle und hast nur noch ein Ziel: den anderen zu finden.

In seinem neuen Roman Zweite Person Singular erzählt Sayed Kashua die Geschichte zweier arabischer Israelis, die mit aller Macht versuchen, ihre Fremdheit in der Mehrheitskultur aber auch die gegenüber der in ihren Augen rückständigen arabischen Kultur durch eine neue Identität zu überwinden. Sie suchen ihr Heil in den Versprechungen der Popkultur und des westlichen Individualismus, nach denen alles möglich scheint, doch sind damit in dem tief zerrissenen Land zum Scheitern verurteilt.

Eintritt: Euro 10.- / 8.- Euro. Veranstaltung in englischer und deutscher Sprache

Sayed Kashua wurde 1975 geboren und lebt im palästinensischen Teil des Dorfes Beit Safafa bei Jerusalem. Er ist Filmkritiker und Kolumnist der in Tel Aviv erscheinenden Wochenzeitung Ha’Ir. Sayed Kashua ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn. Zweite Person Singular ist sein dritter Roman. 2002 erschien im Berlin Verlag sein Debütroman Tanzende Araber (BvT 2004). Da ward es Morgen erschien 2005 (BvT 2006). Seit 2006 schreibt er regelmäßig in der Wochenzeitung Haaretz. Er ist zudem Autor der erfolgreichen israelischen Sitcom Avoda Aravit (arabische Arbeit).

 

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